Klar ist: Ein mit viel Herzblut und Aufwand produziertes Video einer möglichst großen Zahl von Zuschauern zu zeigen, ist mühsam. Dennoch kann ein viral verbreiteter Film den Kampagnenerfolg maßgeblich beeinflussen. Nicht zuletzt sind die „View-Zahlen“ eine wichtige Rechtfertigung für das Produktionsbudget. Deshalb ist ein Videoprojekt mit dem Hochladen auf eine Videoplattform erst zur Hälfte geschafft und nicht zu Ende.
Bei der re:campaign bin ich gemeinsam mit Cornelia Reetz von Film4Change der Frage nachgegangen, wie Non-Profit-Organisationen ihre Videos im Netz verbreiten können. Welche Erfolgsfaktoren und Verbreitungsstrategien gibt es, damit möglichst viele Zuschauer den Kampagnenclip ansehen und – das ist in der Regel das Ziel – dem darin enthaltenen Aktionsaufruf (Call-to-Action) folgen? Das Ergebnis der Diskussion in der Barcamp-Session sind diese 11 Tipps für die Verbreitung von NGO Videos.
- Richtig hochladen. Das Video muss bei Youtube suchoptimiert eingestellt werden (SEO). Tipps dazu hat Cornelia hier zusammengestellt. Youtube ist zwar die wichtigste Video-Plattform in Deutschland, andere Portale wie MyVideo oder Vimeo werden von anderen Zielgruppen genutzt, ein Upload lohnt also auch dort.
- Eigene Community informieren. Eure eigene Community ist die erste Adresse, wenn ihr Eure Videos verbreiten wollt. Den Link auf den eigenen Social-Media-Kanälen posten ist Pflicht, bei Twitter gerne auch mehrfach. Eventuell macht eine klassische Pressemitteilung Sinn. Das bestehende Netzwerk der Organisation Invisible Children hat der Verbreitung von „Kony 2012“ den nötigen Anschub gegeben. Der Aufbau von Sozialkapital hat hier einen konkreten und nachweisbaren Nutzen gebracht. „Kony 2012“ wurde bis heute mehr als 90 Millionen Mal angeklickt.
- Blogger ansprechen. Nach einer Analyse der Bloglandschaft (Wer bloggt zu den eigenen Themen? Wer hat in der Vergangenheit über meine Organisation geschrieben?), kann es sinnvoll sein, relevante Blogger in einer – möglichst persönlichen – E-Mail über den neuen Clip zu informieren. Greift er/sie das Thema auf, „bedankt“ Euch mit einem Tweet oder Facebook-Post. Seid Euch bewusst, dass nicht alle Blogger auf solche Bitten positiv reagieren, auch beim Posten des Links in Kommentarfeldern in fremden Blogs etc. solltet ihr vorher überlegen, ob das nicht nach hinten losgehen kann.
- Kollegen einspannen. Bittet die Kolleg/innen in Eurer Organisation und auch Freunde, das Video in relevanten Foren und Netzwerken als Privatpersonen zu posten, vor allem da, wo Eure Organisation nicht vertreten ist oder sein kann (Xing etc.).
- Mitbewerber des Kampagnengegners informieren. Fahrt ihr eine Kampagne bspw. gegen ein Unternehmen, könnten deren Konkurrenten interessiert sein, Euer Video zu verbreiten.
- Beim Gegner posten. In den Kommentarfeldern der Social-Media-Kanäle des Kampagnengegners wird ein Video sicher wahrgenommen. Gleichzeitig könnt ihr in die Debatte mit dem Gegenüber einsteigen.
- Influencer ansprechen. Wenn ein Prominenter mit vielen Followern oder Fans den Link zu Eurem Video twittert oder postet ist das Gold wert. Bei „Kony 2012“ wurde daraus eine Kampagne in der Kampagne gemacht. Unterstützer wurden aufgefordert, Promis auf das Video hinzuweisen. „Ellen Degeneres (@TheEllenShow), for example, saw over 36,000 mentions from different users pleading her to respond to the cause“, schreibt Gilad Lotan auf Socialflow. Denkt aber vorher über mögliche Effekte auf Euer Image bei den Promis nach.
- Crossmedial denken. Bei „Kony 2012“ wurde ein Kampagnenvideo mit Merchandising und Offline-Events verbunden, auch so wird Aufmerksamkeit geschaffen. Denkt auch an das klassische Fernsehen: Läuft Euer Clip (gegen Bezahlung oder pro bono) im Mainstream-TV steigen Zugriffe auf Webseite und Youtube-Film nachweislich an.
- Facebook-Werbung schalten. Bindet das Video auf einem Facebook-Tab ein und schaltet für kleines Budget Werbeanzeigen, die direkt auf den Tab führen. Auf dem Tab habt ihr natürlich neben dem Video einen Like-/Share-Button eingefügt…
- YouTube-Werbung schalten. In den Suchresultaten von YouTube werden, genau wie bei Google, auch gesponserte Resultate angezeigt. Wenn ihr zum Beispiel ein Video über ein Kinderkrankenhaus produziert habt, könnt ihr YouTube dafür bezahlen, einen Link zu diesem Video anzuzeigen, wenn jemand nach „Kinderkrankenhaus“ sucht.
- Seeding-Agentur beauftragen. Geht es Euch ausschließlich um hohe Klickzahlen (weil ihr unterstellt, dass das Video dann automatisch als relevant gilt und von noch mehr User angeklickt wird), könnt ihr spezialisierte Agenturen beauftragen, Euren Film zu „seeden“ (auszusäen). Für eine bestimmte Summe wird eine bestimmte Zahl von Klicks garantiert. Abgesehen davon, dass es NGOs meist nicht um die nackte Zahl geht, dürfte es i.d.R. das Budget sprengen. Dennoch soll es der Vollständigkeit halber erwähnt werden.
Welche weiteren Tipps und Tricks kennt ihr, um Videos online zu verbreiten? Wir freuen uns über Kommentare. Herzlichen Dank an die Teilnehmer der Session bei der re:campaign, u.a. von Greenpeace, Caritas, Global Zero, die mit ihren Erfahrungen wichtige Hinweise gegeben haben (wer vergessen wurde, bitte melden).