Ähnlich wie die Fußball-EM (vgl. unseren Beitrag dazu) ist Olympia ein Großereignis, welches gerne auch von NGOs als Anlass für Kampagnenarbeit genutzt wird. Erst recht, wenn die olympischen Spiele wie in diesem Jahr in China stattfinden, welches wegen seiner Menschrechts- und Sozialpolitik immer wieder im internationalen Focus steht.
So ist es auch wenig verwunderlich, dass insbesondere Menschrechtsorganisationen besonders aktiv sind, um die Spiele auch für ihre Interessen zu nutzen und Aufmerksamkeit auf ihre Themen zu lenken. Allen voran ist dies amnesty international, die mit ihrer Kampagne ‚Gold für Menschenrechte‚ für viel Aufmerksamkeit sorgen. Dies liegt zum einen am auffälligen (goldgelben) Design, welches eine klare und verständliche Botschaft transportiert. Mit einem Mix auis bezahlten und gesponserten Anzeigen erreichen sie zudem eine hohe Medienwirkung. Gepaart mit vielen Infoständen, die die Menschen auf der Strasse ansprechen, sind insbesondere auch ihre Webaktivitäten erwähnenswert. Besonders gut gefällt mir die Idee provokative Kleinanzeigen in Stadtmagazinen oder ähnlichem zu schalten. Vorlagen dazu gibt es hier. Wie so häufig geht die internationale Kampagne von amnesty international noch einen Schritt weiter: Zum einen mit drastischen Plakaten (siehe hier), zum anderen mit einem Aktionstag gegen (Internet-)Zensur. Für letzteres wurden Internetuser aufgerufen, zensierende Banner auf ihren Seiten zu schlaten. Neben dem eigentlichen Banner zensieren diese Tools Teile der eigenen Webseite und machen sie so unlesbar. Due Aufmerksamkeit der Besucher wird somit fast garantiert – eine hervorragende Idee um plastisch das Dilemma der Zensur darzustellen (zu betrachten u.a. beim geschätzten Kollegen patje.de).
Mit einer eher klassischen Petition, welche aber auch im Internet unterschrieben werden kann, geht die Gesellschaft für bedrohte Völker das Thema Olympia und Menschenrechte an. Die Petition geht an den chineischen Staatspräsidenten. Auch die Organisation Reporter ohne Grenzen hat neun Forderungen in Bezug auf das Thema Pressefreiheit zusammengestellt. Auf ihrer Internetseite findet sich zudem eine regelmässige aktualisierte Zusammenstellung von Kampagnenaktivitäten. Unter dem Motto ‚Fair Play bei Olympia‚ wirbt die Kampagne für saubere Kleidung für höhere Sozialstandards und Mindestlöhne bei der Produktion von (Sport-)Kleidung.
Dennoch stellen die drei letzt genannten Organisationen eher auf klassische Formen der Kampagnenführung ab, eine wirkliche Web2.0-Affinität ist nicht festzustellen. Dabei bieten doch gerade globale Spiele auch die Möglichkeit zu globaler Vernetzung und Aktivität. So finden sich auch auf StudiVZ oder Facebook bisher nur kleine bis mittelgroße Gruppen, die sich mit dem Thema befassen.
Es bleibt abzuwarten wie die einzelnen Kampagnen während der Spiele selbst in Erscheinung treten werden. Spannend wäre ein stetig aktualisierter Blog, der Probleme bei der Pressefreiheit oder Menschrechtsverletzungen dokumentiert und anprangert. Oder auch ein interaktives Spiel, welches den olympischen Geist mit der politischen Botschaft verbindet. Wer entsprechende Linkhinweise für uns hat, stellt sie bitte als Kommentar ein – Danke!