Der Mikrobloggingdienst Twitter wächst stetig und wird vielfach als Internet-Anwendung der Zukunft gesehen. In Deutschland ist die Zahl der Nutzer (noch?) überschaubar. Twitternutzer sind hierzulande vor allem in der Medien- und Computerbranche zu finden. Wenn sich das ändert und Twitter ein Massenphänomen ist, wird das Tool act.ly für politische und/oder NGO-Kampagnen interssant, über das ich kürzlich gestolpert bin. Dort können Unterschriftenaktionen (Petitionen) gestartet werden, mit denen andere Twitterer, beispielsweise Politiker oder Unternehmen unter Druck gesetzt werden, etwas zu tun. Ein ideales Tool für NGO-Kampagnen?
„@BarackObama, support African fight against poverty“
So funktioniert’s: Jeder bei Twitter registrierte User kann eine Petition starten. Dafür wird der Twittername der „Zielperson“, ein Petitionstext und ein Standard-Tweet-Text eingegeben. Wichtig ist, dass die act.ly-URL, der Name der Zielperson (zum Beispiel @kampagne20) enthalten sind, der Rest ist frei editierbar, genau wie der Petitionstext (auch nachträglich… ein Manko). Ein Hashtag (zum Beispiel #kampagne20) kann die Verbreitung erhöhen und das Monitoring vereinfachen.
Aktiviert wird die Petition, wenn der Initiator sie selbst unterschreibt, also tweetet. Auf der Seite der Petition ist zu sehen, wer zuletzt unterzeichnet hat, es gibt einen Tweet-Button und die üblichen „Weitersagen“-Funktionen zu Facebook, Myspace und Co. Die „Zielperson“ hat auf der act.ly-Seite die Möglichkeit, eine Antwort auf die Forderung zu schreiben.
Luft nach oben
Erst 340 Petitionen sind verzeichnet mit knapp 9.000 „Unterstützern“. Knapp 10 Prozent der Zielpersonen haben geantwortet. Ob der Dienst also nicht angenommen wird, kann man noch nicht beurteilen, act.ly ist erst seit rund sechs Wochen online. Die Usability der Webseite ist ausbaufähig, die Dokumentation ist dürftig, ein Löschen von Petitionen ist nicht ohne weiteres möglich [siehe Ergänzung]. Nach einem ersten Test wiegt besonders schwer, dass der Standard-Tweet-Text doch nicht so frei editierbar ist und beim Versuch, geänderten Text zu speichern eine Fehlermeldung erscheint bzw. bestimmte Textbausteine automatisch wieder aufgenommen werden [siehe Ergänzung]. Der Tweet-Button zum Weitersagen ist – mit Verlaub – Mist (siehe links). Ob die Versicherung, keinen Unsinn mit den Daten zu treiben, von den Betreibern eingehalten wird, kann ich nicht beurteilen.
Dennoch: Die Idee ist klasse, spannend wird zu sehen sein, wie die „Zielpersonen“ reagieren, ob sie den Dialog suchen und Stellung beziehen. Schnell ausprobieren! Ich freue mich auf Erfahrungsberichte.
Ergänzung: Nach der Veröffentlichung dieses Artikels habe ich dem Initiator Jim Gilliam geschrieben. Wenige Stunden später war eine „Petition löschen“-Option bei act.ly eingebaut und der Fehler bei der Editierbarkeit des Standard-Tweets war behoben. Respekt und weiter so!