Pünktlich zum zehnjährigen Geburtstag hat Campact bei seinem Jubiläumskongress mit WeACT eine Plattform für jedermanns eigene Online-Petition vorgestellt. Bislang konnten die 1,4 Millionen Menschen in der Campact-Datenbank nur zentral gesteuerte Kampagnen unterstützen oder bei gelegentlichen Aktionstagen eigene Events erstellen. Jetzt können Aktivist/innen auf WeACT ihre eigenen Online-Unterschriftensammlungen starten und dafür selbst Unterstützer/innen suchen.
Campact reiht sich damit in die Reihe der Online-Petitionsplattformen von Avaaz, Change.org und openPetition ein. Susanne Jacoby, die WeACT bei Campact betreut, betont bei der Vorstellung denn auch ungefragt die Alleinstellungsmerkmale von WeACT. Der einzige offensichtliche Unterschied scheint, dass Campact das Thema Datenschutz und -sicherheit hochhängt: Es werden keine Daten auf Server in den USA geleitet, es sei nicht feststellbar, ob eine E-Mail-Adresse eine bestimmte Petition unterschrieben hat und bei Share-Buttons zu Facebook und Co. wurde eine 2-Klick-Lösung implementiert.
Das Argument, dass Campact ein erfahrener Partner ist, der Petitions-Starter/innen berät, behaupten auch andere Plattformen von sich. Der dritte Unterschied, dass auf WeACT nur Petitionen mit progressivem Inhalt zugelassen werden, die den Campact-Grundsätzen entsprechen, klingt gut, dürfte Susanne Jacoby in der Praxis aber vor Herausforderungen stellen. Die Campact-Positionen seien in vielen Bereichen vage, sagt sie, im Zweifelsfall komme es auf Bauchgefühl und Intuition an.
Aktuell ist noch keine Petition auf WeACT zu finden, der Funktionsumfang beschränkt sich auf das Nötigste, responsiv ist die Seite ebenfalls nicht. Es scheint als seit die Seite gerade noch rechtzeitig zum Jubiläumskongress fertig geworden. Vieles, was die Plattform spannend machen könnte, gibt es bis jetzt nur als Idee, z.B. dass bei Campact.de-Registrierte automatisch auf WeACT-Petitionen in ihrer Region oder ihrem Interessensgebiet aufmerksam gemacht werden oder dass Organisationen, die WeACT für eine Online-Petition nutzen, die Daten der Unterstützer/innen weiter nutzen können.
Campact will nach einem Jahr überprüfen, ob die Plattform Sinn macht. Dann wird sich auch zeigen, ob Menschen, die ein Anliegen haben, nur eine weitere Plattform brauchen oder nicht eher Trainings und Hilfestellung in Analyse, Kampagnenstrategie und bei der Übertragung von Onlineprotest in die Offline-Welt.