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Literatur & Veranstaltungen

Literatur & Veranstaltungen

Srdja Popovic (Foto: TEDxKrakow, Bartolomeo Koczenasz/ Flickr) https://flic.kr/p/ayBvmP

Protest! Wie man die Mächtigen das Fürchten lehrt

Wer wüsste nicht gern, wie man die Mächtigen das Fürchten lehrt? Srdja Popovic weckt mit dem Untertitel seines Buchs „Protest!“ (Fischer Verlag, 2015) hohe Erwartungen. Ich habe es über die Weihnachtstage gelesen.

Buchcover Srdja Popvic: ProtestPopovic bezeichnet sich selbst als nicht sonderlich intellektuellen Menschen (S. 9) und schreibt deshalb auch kein akademisches Lehrbuch über Aktivismus. Er selbst wurde als Student zum Aktivisten und hat in der OTPOR!-Bewegung in Serbien im Jahr 2000 zum Sturz von Machthaber Slobodan Milosevic beigetragen. Seitdem berät er mit seinem Institut CANVAS Demokratiebewegungen in aller Welt (dass seine Kritiker ihn deshalb als US-finanzierte CIA-Marionette bezeichnen, greift er selbstbewußt auf, S. 214).

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Teilnehmer beim ersten Campaign Bootcamp in Großbritannien 2013

Campaign Bootcamp: Training für Kampagnen-Macher

In einer umgebauten Scheune im Berliner Umland startet im Juni das erste Campaign Bootcamp in Deutschland. Junge Kampagnenmacher/innen lernen dort von erfahrenen Trainern in fünf Tagen die Grundlagen und das Handwerkszeug für erfolgreiche zivilgesellschaftliche Kampagnen. An den Trainingskurs schließt sich ein einjähriges Mentoring-Programm an.

Anne Isakowitsch hat die Idee für das Campaign Bootcamp aus Großbritannien mitgebracht und organisiert den Kurs mit einem kleinen ehrenamtlichen Team (Disclaimer: Der Autor dieses Textes gehört dazu). Fünf Fragen an Anne, warum es ein Bootcamp braucht und weshalb man hingehen sollte.

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Kurz notiert: Facebook-Petition, Twitter-Verstärker, Praxis-Handbuch

EVB-Kampagne für faire SchokoladeFacebook-Petition, Twitter-Verstärker, Social-Media-Handbuch und Ideendatenbank. Bemerkenswertes aus der Nonprofit-Kampagnenwelt kurz notiert …

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Buchcover "Einführung in das Campaigning"

Rezension: Einführung in das Campaigning

„Campaigning als Methode ist erlernbar und professionalisierbar,“ schreibt Andreas Graf von Bernstorff im Vorwort seines eben erschienen Taschenbuches „Einführung in das Campaigning“. Es gebe „zu viele Leute, die Kampagnen machen, die nicht zu gewinnen sind und sich darüber wundern, enttäuscht und traurig sind. Deshalb die folgende Anleitung.“ Dass das zweite Zitat erst auf Seite 64 (von nur 120 Seiten) steht, verweist auf ein Grundproblem des kurzen und leicht zu lesenden Buches: Es steht viel Richtiges, Wichtiges und Einleuchtendes darin, aber sehr verstreut und scheinbar ungeordnet.

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#rc11 Programmheft (Foto: recampaign/ Flickr)

re:campaign Rückblick: So schaffen NGOs die besten Kampagnen im Netz

Wer im deutschsprachigen Raum im Bereich „Onlineaktivismus und NGOs“ arbeitet, kommt an der re:campaign nicht vorbei. Zum zweiten Mal trafen sich NGOler, Aktivisten und Social-Media-Profis in Berlin zur Diskussion über „Die besten Kampagnen im Netz“. Der Mix aus Politik, Debatte über Strategien, Techniktipps und Erfahrungsaustausch war sehr gut, auch dank hervorragender Organisation. Ein Rückblick.

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53 Fundraising-Instrumente in der Übersicht: die "Map of Good"

Kurz notiert: Aktionsformen-Ranking, Richtig schreiben, Map of Good

Die Kampagne „Deine Stimme gegen Armut“ hat kurz vor Weihnachten ihre Unterstützer gefragt, welche Aktionsformen sie gut finden und wie sie sich beteiligen würden. Rund 350 Unterstützer beteiligten sich an der Umfrage. Am besten schnitten niedrigschwellige Angebote ab (Unterschriftenaktion, zu Aktion gehen), weniger attraktiv ist es, mit Bundestagsabgeordneten zu reden oder selbst eine Aktion zu starten.

Tipps zum richtigen Schreiben und Gestalten von Texten auf Webseiten gibt dieser Artikel von Madhuri Shekar. Weil die meisten User Texte in der Form eines „F“ überfliegen, kommt es auf Absätze und (Zwischen-)Überschriften an. Auch dass die wichtigste Botschaft an den Anfang gehört, ist zwar die erste journalistische Regel, wird aber häufig vergessen.

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ECF10: Fünf eCampaigning-Trends für Nonprofits

Einige wagten den Blick in die Kristallkugel: Was wird „The next big thing“ im Bereich Online-Campaigning für Nonprofit-Organisationen? Wird es das „Semantic Web“? Werden es „Location-based“-Tools oder Geotagging? Eine eindeutige Antwort fanden die 100 Teilnehmer des „eCampaigning Forum 2010“ in Oxford nicht. Die Fachleute, auf deren Visitenkarten „Digital Campaigner“ oder „Web Editor“ stand und die mehrheitlich bei britischen NGOs arbeiteten, diskutierten stattdessen handfeste Fragen (Wie optimiere ich meinen Newsletter?) oder berieten über aktuelle Kampagnen (z. B. die Kitkat-Kampagne von Greenpeace oder Mydavidcameron).

Mit Kollegen von Oxfam, der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW), der Kampagne für Saubere Kleidung (Inkota und Christliche Initiative Romero) und mir war die „deutsche Delegation“ überschaubar. Vermutlich warten die meisten auf das deutsche Pendant des ECF, die re:campaign in zwei Wochen.

Das hier sind meine persönlichen Beobachtungen über Entwicklungen im Online-Kampagnenbereich (eine offizielle Dokumentation des ECF10 findet sich hier, hilfreiche Notizen einer Teilnehmerin gibt es hier):

  • Mobile Campaigning wird boomen: Ein Trend für die kommenden Jahre wird der Ausbau des „mCampaigning“ sein, die Nutzung von Handy, SMS und Smartphones. Wer jetzt sofort an eine eigene iPhone-App denkt, sei gebremst: Die Verbreitung ist noch gering, gute Ideen für Apps mit Mehrwert sind Mangelware. Sinnvoller ist ein Aktionsaufruf per SMS, ein entsprechendes Handy hat jeder in der Tasche. Das muss nicht nur die Spende per SMS sein, die spätestens seit dem Erdbeben auf Haiti Standard ist. Denkbar sind auch Aktionsaufrufe an Unterstützer per SMS à la „Ruf jetzt bei XY an und sage ihm,…“. Die „1 Goal“-Kampagne wird dieses Jahr eine globale Kampagne mit Mobile-Unterstützung starten.
  • Klasse statt Masse zählt: Der Erfolg einer Kampagne misst sich nicht in der Menge der gesammelten Unterschriften. Dass es eine Online-Petition schnell unterschrieben ist, wissen auch Politiker und sind von der bloßen Anzahl von Unterstützern immer seltener beeindruckt. Wenn sich Unterstützer intensiv mit einem Thema auseinandersetzen, Botschaften o.ä. selbst produzieren, wissen auch Entscheidungsträger, dass diese Menschen es ernst meinen. Dann bewirken 10.000 unter Umständen mehr als 1 Million. Schöne Beispiele für „qualitative Kampagnen“ sind bzw. waren die Mützenkampagne von Save the Children, „64 for Suu“ (Audio-, Video- und Textbotschaften uploaden) oder der Millennium-Spot von „Deine Stimme gegen Armut“.
  • Advocacy und Fundraising sind kein Widerspruch: Die Abteiligungen für Fundraising und (politische) Kampagnen arbeiten zumindest bei deutschen NGOs weitgehend isoliert. Während die Spendensammler kritisch fragen, ob man mit inhaltlichen Aktionen nicht Spender vergrault, fürchten die Lobbyisten um ihre Glaubwürdigkeit, wenn Unterstützer gleichzeitig nach Geld gefragt werden. Alternativ wird mit dem Alter der Zielgruppen argumentiert: Spender jenseits der 50 seien keine Zielgruppe für (Online-)Aktionen während jugendliche Aktivisten kein/ kaum Geld einbringen. Beispiele aus dem angelsächsichen Bereich zeigen, dass Aktivismus und Spenden kein Widerspruch sein muss. So argumentierte auch Matthew Sherrington in seiner inspirierenden Präsentation.

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FundraisingCamp

Am vergangenen Freitag fand in Berlin das erste FundraisingCamp2.0 statt. Rund 80 Vertreter aus den Bereichen NGOs, Fundraising und Web kamen für einen Tag im Hub zusammen. Es ergaben sich zahlreiche spannende Diskussionen rund um das Thema Online Fundraising. Im Rahmen des Camps habe ich auch eine erweiterte Präsentation zu „Facebook für NGOs – und wie es auch fürs Fundraising genutzt werden kann“ gehalten.

Sie steht ab sofort hier als Download zur Verfügung.

Socialcamp 2009: Aha-Erlebnis fehlt

Der Studenplan für die Socialcamper am Samstag (Foto: Helpedia)Inspirierende Gespräche, fundierte Sessions und exzellentes Catering – schön war’s. Das ist mein Kurzfazit des diesjährigen Socialcamps, das am 3./4. Oktober in Berlin stattgefunden hat. Zum zweiten Mal haben sich Social-Media-Experten und NGOler getroffen, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen. (Fotos von Helpedia). Die Euphorie des vergangenen Jahres hat sich bei mir dieses Mal aber nicht eingestellt.

Die Teilnehmer

Erfreulich war, dass dieses Jahr deutlich mehr Vertreter etablierter NGOs dabei waren, darunter action medeor, Ärzte ohne Grenzen, CARE, Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, Deutsches Kinderhilfswerk, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie Katastrophenhilfe, Oxfam oder Schüler schenken Leben. Einige Kollegen aus den Entwicklungs-NGOs, die ich gerne getroffen hätte, mussten allerdings kurzfristig absagen: Wegen verschiedener Naturkatastrophen, vor allem wegen des Erdbebens in Indonesien, konnten sie nicht weg aus dem Büro. Das zeigt, dass für Hilfs-NGO die Kernaufgaben aber auf jeden Fall vorgehen. Auffällig war, dass kaum namhafte Blogger oder spezialisierte Agenturen vertreten waren, die 2008 mitgemacht haben.

Die Sessions

Session beim Socialcamp (Foto: Helpedia)Während es 2008 schon fast schwierig war, einen Raum für eine Session zu ergattern, blieben dieses Mal einige Slots frei. Weil einige etablierte Experten und „Vordenker“ nicht dabei waren (s.o.), hatte ich den Eindruck, dass das Niveau der Sessions insgesamt nicht so hoch war wie im letzten Jahr. Man kann sagen, dass das Camp eher Austausch- und Werkstattcharakter hatte, bei dem konkrete Anwendungsbeispiele und „do’s and don’ts“ diskutiert wurden. Das kommt dem Ziel, klassische NGOs verstärkt einzubinden entgegen und führt dazu, dass Social Media-Aktivitäten dieser Akteure tendenziell besser werden.

Stehtisch- statt Flurgespräche beim Socialcamp (Foto: Helpedia)Andererseits fehlt das Visionäre, das „Aha“-Erlebnis für die NGOler. Eine „Einzelkritk“ einiger Sessions habe ich weiter unten zusammengestellt. Die NGOler sahen sich dieses Jahr, anders als 2008, nicht mit der leichten Überheblichkeit einiger  Onliner konfrontiert, die in den NGOs lediglich schwerfällige, uncoole und wenig experimentierfreudige Tanker sehen, sieht man vom Artikel des 19jährigen Simon Columbus ab. Auch bei den Onlinern scheint sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass NGOs nicht die Vorreiter sein müssen, dafür aber wohlüberlegt in ausgewählt Social-Media-Vorhaben investieren.

Das Drumherum

Das Socialcamp ist professioneller geworden: Die Organisation war prima. Das Catering war hervorragend und sorgte für eine Rundum-Wohlfühl-Atmosphäre. Die Party der Socialbar-Macher am Samstagabend tat ihr übriges dazu.

Und nun?

In den Flurgesprächen kristallisierte sich heraus, dass Socialcamp-Neulinge das Wochenende hervorragend, die „alten Hasen“ es „ging so“ fanden. Fraglich ist, ob eine dritte Auflage 2010 im selben Format Sinn macht. Zum einen kennen sich die zentralen Akteure der „Szene“ mittlerweile. Die Onliner sind in der Diskussion mit NGOlern tendenziell unterfordert, die NGOler brauchen aber hochwertigen Input, um das Thema überzeugend in ihre Organisationen zu tragen. Zum anderen wiederholen sich die Socialcamp-Themen in dutzenden, spezialisierten Barcamps jedes Wochenende. Auch die regionalen Socialbars leisten einen hervorragenden Beitrag, die Debatte am köcheln zu halten.

Sessionplanung (Foto: Helpedia)Ich denke, im kommenden Jahr muss etwas neues passieren. Denkbar ist, dass das Socialcamp an eine etablierte Konferenz, z. B. die re:publica andockt oder von verschiedenen NGOs (mit-)getragen wird. Auf diese Art und Weise könnten Synergieeffekte geschaffen und die Zielgruppe erweitert werden. Denkbar wäre aber auch, dass gewisse thematische Schwerpunkte definiert werden, zu denen dann gezielt Fachleute eingeladen werden, um das Profil des Socialcamp zu schärfen.

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Social Media und entwicklungspolitische NGOs

Screenshot Vortrag Socialbar BerlinKeinem ist aufgefallen, dass sich der Titel meines gestrigen Vortrags bei der Socialbar in Berlin lustig reimte: „Twitter, Facebook und Co. im Einsatz bei entwicklungspolitischen NGOs“. Zugegeben, ist ja auch ein bißchen dämlich und mir selbst erst im Nachhinein aufgefallen. Nichtsdestotrotz, hier die Folien meiner Präsentation zum Download.

Ich habe versucht einen abwägenden Blick auf die Web 2.0-Nutzung von Hilfsorganisationen zu werfen und in sofern eine Lanze für die NGOs zu brechen als dass sie sich eben nicht blind auf jede neue technische Möglichkeit stürzen, sondern sorgfältig abwägen. Ohne allerdings auf den Einsatz ganz zu verzichten. Bin gespannt, wie die Diskussion beim Socialcamp weitergeht. Herzlichen Dank an dieser Stelle nochmals an das Socialbar-Team Robert, Sophie, Tobias und all die anderen und herzlichen Glückwunsch zum 1. Geburtstag.

Socialbar: Expertentalk und Lerneffekte

Socialbar
Am Dienstag war wieder Socialbar im tazcafé und ich seit längerem mal wieder dabei. Schön zu sehen, dass das Interesse nach wie vor da ist. Mir scheint, da wächst was. Echte NGOler waren zwar immer noch nicht so richtig viele da, aber dafür ein paar NPOler (böse, wer vermutet, dass all diejenigen, deren (Online-)Projekte nichts abwerfen, sich als Non-Profit-Organisation verstehen). Die Referate waren dieses Mal durchwachsen:

Easy to use? LXDEMario Behling hat über „neue Projekte aus globalen Cloud-Community“ berichtet. Auch nach seinem Vortrag, den den Moritz Adler treffend als „werblich“ betwitterte, ist mir (und wohl nicht nur mir) nicht so ganz klar geworden, welchen Nutzen Organisationen aus der vorgestellten grafischen Arbeitsoberfläche LXDE ziehen sollen. Klar, es ist kostenlos, offen und schnell – aber Software ist m. E. nicht das zentrale Problem von Organisationen im gemeinnützigen Sektor, vielmehr die Frage, wie man Menschen Technologien näher bringen und diese möglichst barrierefrei (vulgo: einfach) gestalten kann. Diesen Aspekt streifte Mario nur am Rande.

Den Nutzen von Blogs für NPO im lokalen Bereich hat Hauptstadtblogger Günter Bartsch vorgestellt. Seine PPT-Folien waren hübsch und das Thema ganz interessant (Blogs als Konkurrenz und Gegenöffentlichkeit in Regionen, in denen etablierte Printmedien die Berichterstattung monopolisieren). Die Argumente fand ich allerdings ein bißchen einseitig positiv bis dünne – da ist die Debatte schon etwas weiter: Brigitte Reiser hat kürzlich anschaulich dargelegt, warum sich gemeinnützige Organisation gerade nicht blindlings auf alle Web 2.0-Möglichkeiten stürzen.

Spannend fand ich die kurze Präsentation von SocialBlogger und „Special Guest aus Hamburg“ Ole Seidenberg, der derzeit mit einer kleinen, spontanen Spendenaktion für den Obdachlosen Uwe für einigen Wirbel sorgt und bis dato schon 250 Euro gesammelt hat.

Die Aktion selbst ist absolut ehrenswert, auch wenn wir kritisiert haben, dass es fragwürdig ist, Einzelschicksale herauszugreifen und noch zu ergänzen wäre, dass – sollte das Beispiel Schule machen – nicht nur sozialstaatliche Pflichtaufgaben substituiert werden, sondern auch die Schicksale immer dramatischer werden müssen, um aufzufallen.

Spannend an Oles Projekt ist aber, dass sich hier im Kleinen idealtypisch die Merkmale solcher Online-Aktionen zeigen, auf die sich alle einstellen müssen, die mit gemeinnützigen Web 2.0-Aktionen online gehen, eben auch gemeinnützige Organisationen:

  • Kurzfristig schafft man enorme Aufmerksamkeit und Traffic: Ole sprach von einem Besucherzuwachs von 500 Prozent.
  • Man muss Ressourcen einplanen: Kommentare wollen beantwortet werden, Spender Dankesmails bekommen und über den Fortgang des Projekts informiert werden.
  • Man muss kritikfähig sein: Ole musste ziemlich schnell kritische Kommentare beantworten („Deine Hilfe wirklich in Ehren, aber wäre es nicht zuerst sinnvoll Sozialhilfe für Uwe zu beantragen?“), das bedeutet…
  • …man muss Kontrolle über die Debatte und Deutungshoheit abgeben – für Organisationen mit einem klaren Leitbild nicht immer einfach.

Anschliend hatte ich noch anregende Gespräche mit zwei entwicklungspolitischen Journalisten, unter anderem mit Klaus Boldt, dem Macher von epo.de. Das hat mich darin bestärkt, dass Social Media und Web 2.0 demnächst tatsächlich auch bei entwicklungspolitischen NGOs ankommen. Für das Socialcamp 2009, das am 3./4. Oktober wieder in Berlin stattfindet, kann das nur eine Bereicherung bedeuten.

Web 2.0-Tools für Entwicklungszusammenarbeiter

Es ist zwar schon eine Weile her, aber ich möchte doch nochmal ein paar Worte zum Seminar „Web 2.0 in der Entwicklungszusammenarbeit“ verlieren, das ich Ende November besucht habe. EADI hatte dazu eingeladen, die Trainer kamen von euforic und die Teilnehmer aus verschiedenen entwicklungspolitischen Forschungsinstitutionen und Hilfsorganisationen). Thema der Schulung war weniger die Frage, wie Web 2.0 in (der Zusammenarbeit mit) Projekten in Entwicklungsländern genutzt werden kann, sondern eher eine Einführung in Web 2.0-Tools und wie sie die tägliche Arbeit erleichtern resp. bereichern kann.

Damit wurde genau das Interesse der Teilnehmer getroffen: Zwei Kollegen der schweizerischen Entwicklungsagentur DEZA arbeiten an der Neustrukturierung der Organisation und wollten Potenziale von Web 2.0-Anwendungen kennenlernen, genauso der InWEnt-Kollege, der das Alumni-Portal betreut. Die Kollegin vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) interessierte sich besonders für die Möglichkeiten von Blogs, weil das DIE über ein eigenes nachdenkt (und damit dem guten Vorbild des britischen Partnerinstituts ODI nachfolgen könnte). Zwei Mitarbeiterinnen der Fundraising-Abteilungen der Welthungerhilfe und von action medeor wollten… na was wohl… Anregungen sammeln, um die Webseiten der Organisationen für potenzielle Spender attraktiver zu gestalten.

Obwohl ich selbst bereits viele dervorgestellten Tools kannte, habe ich doch ein paar hilfreiche Kniffe und neue Anwendungsmöglichkeiten gelernt. Eine kleine Zusammenstellung, die hoffentlich als Anregung und Motivation dient:

  • RSS-Feeds: Für die Leser von „Kampagne 2.0“ ein alter Hut, aber für den durchschnittlichen NGO-Mitarbeiter eher eine große Unbekannte. Eine Umfrage unter meinen Kollegen ergab, dass die Hälfte weiß, was Feeds sind, aber keiner (!) welche abonniert hat. Es lohnt auch ein Blick auf die Optionen von Feedburner, um die Feeds der eigenen Seite zu vermarkten.

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Socialbar, die 3.

Am vergangenen Dienstag fand in Berlin die dritte Socialbar statt (siehe unseren vorherigen Beitrag). Auch dieses Mal trafen sich wieder Mitarbeiter von NGOs, Web2.0-Verrückte und Interessenten im taz-Cafe, um über die Verknüpfung von sozialen Intiativen und Internet zu diskutieren. Vor dem Socialising (bzw. für viele vor den Wahlpartys) gab es drei kurze Vorträge.

Als erstes sprach Ricardo Cristof Remmert-Fontes vom AK Vorratsdatenspeicherung und berichtete von seinen Erfahrungen bei der Organisation der Demonstration “Freiheit statt Angst – Stoppt den Überwachungswahn”. An selbiger hatten in Berlin kürzlich rund 50.000 Menschen teilgenommen. Doch Ricardo führte diesen Erfolg hauptsächlich auf die klassische Ansprache zurück: Poster, Werbesports im U-Bahnfernsehen und Aufkleber hätten zu großer Verbreitung geführt. Allenfalls (elektronische) Newsletter von den Organisationen, die im Arbeitskreis vertreten sind, hätten zu großer Verbreitung geführt. Eine gewisse Aufmerksamkeit sprach er auch den einmgesetzten Page Peel-Banner (zu sehen z.B. bei dataloo rechts oben) zu, die viele Webmaster auf ihre Seiten eingebunden haben. Offen liess Ricardo, ob ein geplantes youtube-Video vielleicht noch für zusätzliche Mobilisierung oder zumindest Beachtung gesorgt hätte. Er warnte jedenfalls davor die Möglichkeiten zur Mobilisierung von Demonstrationen über das Internet überzubewerten. Er sieht das Internet vor allem als Ergänzung zu den bekannten Maßnahmen. Auch wenn ich ihm im Grundsatz Recht gebe, glaube ich durchaus, daß die häufige Präsenz der auffälligen Stasi2.0 Banner auf vielen Websites durchaus ihren Teil zum Erfolg beigetragen haben.

Als nächstes berichtete Joep van Delft von creative acts von Möglichkeiten das Internet für die Generierung von Aufmerksamkeit zu nutzen – und zwar durch kreative Aktionen wie AdBusting, Online-Demos oder Googlebombs (mehr dazu in seiner Präsentation). Zudem verwies er auf die Möglichkeiten der Vernetzung und der Mobilisierung von Offline-Veranstaltungen, wie z.B. Flashmobs. Joeps Vortrag war sehr inspirierend, dürfte aber wohl nur für die wenigsten NGOs in Betracht kommen. Unter anderem auch auf Grund der teilweise rechtlichen Grauzone, die diese Form des Aktionismus mit sich bringt.

Zum Abschluss erklärte Jan Michael Ihl warum heutzutage eigentlich jede NGO den Microblogging-Dienst twitter nutzen sollte. Seine drei Thesen:

  • 1. Twitter gehört ab morgen zum Standard-Repertoire jeder erfolgreichen Kampagne – nach dem Vorbild Barack Obamas.
  • 2. Twitter ist als Feedback-Kanal noch viel interessanter denn als reiner Micro-News-Kanal. Faktoren: Niedrigschwelligkeit & Öffentlichkeit.
  • 3. Twitter ist keine Plattform für die Ewigkeit, aber auf jeden Fall fürs Jetzt. Deshalb: sollten NGOs und Initiativen besser _jetzt_ Twitter einsetzen, als zu zögern. Voraussetzung für Erfolg: richtiger Ton, Witz, Offenheit.

Wir hatten bereits im April den Einsatz von twitter bei NGOs diskutiert (siehe den Beitrag hier). Seitdem hat sich vorallem eines verändert: die Nutzerzahlen bei twitter sind massiv gestiegen und gerade die Kampagnen der US-Wahl haben dieses Instrument erfolgreich eingesetzt. Somit gebe ich Jan Recht: twitter ist in der Tat eine große Chance neue Nutzergruppen schnell zu erreichen – aber gerade in Deutschland sind diese Nutzerzahlen gering. Dafür aber Meinungsstark, denn häufig handelt es sich um Blogger, Journalisten oder Netzwerker, die über große Multiplikationskanäle verfügen. Zudem steht hier Kommunikationskanal zur Verfügung, der die Chance auf Schnelligkeit und Transparenz bietet. Für viele NGOs kann dies nur von Vorteil sein.

Einen weiteren Bericht (mit Fotos) zur Socialbar findet sich bei den Blogpiloten.

Online- und Web2.0-Nutzung in der Analyse

Belegbare Daten über die Nutzung des Internets als solchem und explizit über die Nutzung von Web2.0-Anwendungen können NGOs wichtige Anhaltspunkte darüber liefern, wie intensiv sie ihren Webauftritt pflegen, welche Elemente er enthalten sollte und welche Kommunikationsform mit den Nutzern der eigenen Seite am erfolgsversprechendsten sind. Die aktuelle ARD – ZDF Onlinestudie 2008 bietet hierfür eine Vielzahl an Anhaltspunkten, die im Folgenden analysiert werden sollen.

Online-Nutzung allgmein

Die Deutschen verbringen immer mehr Zeit im Internet: im Schnitt ist jeder Erwachsene täglich 58 Minuten (2007: 54 Minuten) online. Gleichzeitig bleibt der Fernseh- und Hörfunkkonsum im 1. Halbjahr 2008 mit 225 Minuten (1. Halbjahr 2007: 225 Minuten; GfK) beziehungsweise 186 Minuten (2007: 185 Minuten) täglich konstant.

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Facebook im Einsatz: Theorie und Praxis

Die Kollegen von DigiActive, einer Organisation die Grassroot-Aktivisten bei der Nutzung von Web2.0 und mobilen Applikationen unterstützt, hat kürzlich eine Einführung zur Nutzung von Facebook für Aktivisten herausgegeben. Das 15seitige PDF liest sich schnell und muss in der Tat als reine ‚Einführung‘ verstanden werden. Spannend sind aber die drei Fallbeispiele, die den Einsatz von Facebook bei Kampagnen zu Burma und in Marokko sowie Ägypten beleuchten. Gerade in diesen Beispielen werden recht ansehnlich die Vor- und Nachteile bei der Nutzung von Facebook deutlich.

Die grundsätzlichen Annahmen, die DigiActive in Bezug auf den Einsatz von Facebook für Kampagnen und NGOs herausgearbeitet hat, sind jedoch insbesondere im deutschsprachigen Bereich mit großer Vorsicht zu geniessen. Su muss schon die Annahme ‚Viele Menschen nutzen Facebook‘ gerade für den deutschen Markt erheblich relativiert werden. In Deutschland waren im Juli 2008 knapp 500.000 Menschen bei Facebook registriert, was aber auch nichts über deren Grad oder Häufigkeit der Nutzung aussagt. Trotzdem wird schon aus dieser schieren zahl deutlich, dass über Facebook zumindest hierzulande keine Massen zu mobilisieren sind.

Trotzdem ist Facebook natürlich eine Möglichkeit die eigene Kampagne oder NGO gegenüber einem sehr internet-affinen Publikum zu präsentieren, zudem ist die Nutzung kostenlos, der Einsatz verschiedenster Medienform (Fotos, Videos und Audio) unproblematisch und die direkte Ansprache von Menschen, die sich für die Facebook-Gruppe der eigenen NGO entscheiden ist einfach. Zugleich kostet aber auch die Pflege der Facebook-Gruppen Zeit, insbesondere da die Facebook-Gruppe die eigentliche Webseite der NGO nicht ersetzen, sondern inhaltlich viel mehr spiegeln soll. Weiterhin ist Facebook eben nicht ursprünglich für Kampagnen erstellt worden, so dass der Aufwand umso höher ist, will man es für diese Zwecke nutzen. Interessant ist es aber hierfür Fremdapllikationen innerhalb von Facebook zu nutzen, wie z.B. Causes, die genaue Kampagnenziele erfassen und den Stand der Spenden, zugewonnenen Freunde o.ä. abbilden. Leider sind diese Apllikationen ebenfalls auf den amerikanischen Markt zugeschnitten, ein Spendensammeln ist für europäische NGOs beispielsweise derzeit überhaupt nicht möglich.

Bei aller Kritik an Facebook: die Plattform ist für die Kampagnen- und NGO-Arbeit dennoch um ein hohes Maß brauchbarer als der deutsche Marktführer StudiVZ, der außer der reinen Gruppenbildung zur eigenen NGO so gut wie nichts zu lässt. Mobilisierung über StudiVZ ist fast aussichtslos, über Facebook aber zumindest machbar.