Kurz vor Weihnachten habe ich einen anti-rassistischen Facebook Bot für den Facebook Messenger gebaut. Das Ziel: eine Argumentationshilfe gegen Rassismus und rechtspopulistische Propaganda – ganz einfach per Handy abrufbar. Hier kannst du ihn austesten.
Der Hintergrund: Weihnachten treffen in den meisten Familien Menschen zusammen, die zur Flüchtlingspolitik und der AfD nicht immer einer Meinung sind. Nacht Trump und Brexit, und angesichts der Bundestagswahlen dieses Jahr ist es jetzt wichtiger denn je, sich auch unbequemen Gesprächen über Politik und Rassismus zu stellen. Vorbild für mein Projekt war die SMS-Aktion der US-Organisation “Showing Up for Racial Justice”.
Was hab‘ ich gelernt?
- Bots sind cool und können neue Zielgruppen erschließen. Nur wenige Tage nach dem Launch hatte mein Bot über 1500 Likes auf Facebook. Über Facebook-Werbung konnte ich genau sehen, wer sich für den Bot interessierte: junge Menschen und besonders junge Männer — eine Zielgruppe, die ich mit anderen NGO-Kampagnen oft nicht erreiche.
Bots sind einfach zu bauen. Ihr müsst keine Programmierkenntnisse haben, wenn ihr mit Programmen wie Chatfuel arbeitet. - Ein Bot muss einen Mehrwert bieten. Dann wird er auch genutzt. Und zwar richtig oft. Die Nutzer haben teilweise 200 Nachrichten an den Bot geschrieben. Der Bot war von Anfang an so gebaut, dass er Menschen hilft. Das scheint funktioniert zu haben.
- Artificial Intelligence ist nicht sehr intelligent. Vielleicht liegt es daran, dass Chatfuel ein englischsprachiges Programm ist, aber die AI hat leider nicht funktioniert und dazu geführt, dass der Bot dauernd zusammengebrochen ist. Ursprünglich war geplant, dass die Nutzer selbst Statements eingeben könnten und der Bot automatisch die passende Antwort liefert.
- Medien berichten gern über Bots. Trotz minimaler Medienarbeit hatte ich ziemlich viele Interviewanfragen, insbesondere von Jugendradiostationen, wie zum Beispiel Radio Fritz, FluxFM, bento, Edition F. Das führt wieder zu meinem ersten Punkt: Bots sind cool.
- Facebook ist leider ziemlich buggy und es gibt nicht viel, was wir dagegen unternehmen können. Zum Beispiel hat der Bot manchmal die Antworten nicht angezeigt und mensch musste ihn neustarten. Facebook Messenger Bots sind noch relativ neu, also ist zu hoffen, dass sich das bald klärt.
Sind Messenger-Bots für meine NGO relevant?
Facebook Bots sind interessant, weil sie ähnlich wie E-Mail funktionieren: sobald jemand den Facebook Bot benutzt, ist es als ob sie ihr Opt-In für einen Newsletter gegeben hätten. Du kannst dann theoretisch beliebig oft Nachrichten schicken. Bots sind aber noch besser als E-Mail, denn Menschen kommunizieren auf eine ganz andere Weise über Facebook Messenger: Messenger sind der Ort, wo wir mit Freunden und Familie sprechen – während der Newsletter von der Inbox oft in den Papierkorb wandert. Das heißt, Facebook-Bots sind ein Kommunikationskanal, der viel Engagement verspricht und sicherlich fürs Fundraising nicht uninteressant ist.
Darüber hinaus kannst du für deine NGO auch neue Zielgruppen mit Messenger-Bots erreichen. Wir alle wissen, dass junge Menschen immer weniger E-Mail lesen, und viel mehr über WhatsApp und Messenger kommunizieren. WhatsApp Bots gibt es (leider) noch nicht und sind offensichtlich auch nicht in Planung. Für Kampagnen sind Social Bots auch super: so kann man Bots zu nutzen, um gezielt Updates oder Call to Actions für Kampagnen schicken, für die sich die Unterstützer interessieren. Oder der Bot steht Menschen bei Gesprächen mit Politikern zur Seite und gibt gute Argumente. Was auch funktionieren könnte, ist ein Messenger Bot für VIP-Spender oder Förderer, in denen sie aktuelle Infos über deine Organisation immer als erstes erfahren. Als NGOs ist das auf jeden Fall ein interessantes Kommunikationsmittel, das wir im Auge behalten sollten.
Wie baue ich so einen Facebook Bot?
Du brauchst keinerlei Programmiererfahrung, wenn du deinen Messenger-Bot mit einem Programm wie Chatfuel baust (ich will keine Werbung für Chatfuel machen, aber ich hab noch kein ähnliches Programm gefunden). Du musst dir zuerst die Inhalte überlegen (siehe oben: “Mehrwert”) und welche User Journey die Nutzerin haben soll. Mir hat es geholfen, das wie einen Baum aufzuschreiben. Wichtig ist, dass die Antworten sehr kurz sein müssen – nicht mehr als zwei oder drei Sätze. Das ist eine gute Übung, deine Inhalte kurz und prägnant rüberzubringen.
Dann richtest du dir ein Konto bei Chatfuel ein, guckst dir das Tutorial an und arbeitest die Inhalte ein. Eine Facebook-Fanseite brauchst du natürlich auch, die du dann mit Chatfuel verknüpfst und dann bist du auch schon fertig. Ich würde empfehlen eine Extra-Fanseite zu errichten (also nicht die bestehende NGO-Seite), damit du dafür gezielt Werbung machen kannst. Wenn die Inhalte feststehen, schätze ich die Arbeitszeit auf ca. 2 bis 3 Tage.
Wenn du dir weitere Inspiration holen willst, hier gibt es noch weitere coole Bots:
- Novi Nachrichten Bot
- Facebook Bot von Stoptober, der Menschen mit Tipps zur Seite steht, um mit dem Rauchen aufzuhören.
- Ein BFF Trump Bot, mit dem ihr euch nochmal die besten Sprüche von Trump zu Gemüte führen könnt