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Die Greenpeace-Kampagne "Unfriend Coal" war nach 20 Monaten erfolgreich (Foto: Greenpeace)

Kurz notiert: Youtube für NGOs, Online-Pressekonferenz und Promis auf Facebook

Lieber Campaigner/innen, liebe Leser/innen, wir wünschen Euch und Ihnen ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2012, vor allem auch bei allen Kampagnenaktionen, die ihr und Sie anpacken. Im folgenden ein paar Anregungen, über die wir in den letzten Tagen gestolpert sind:

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Donnerstagabend ein Bild: Drei Kriterien für mehr Facebook-Fans

Gestern hat die Facebook-Fanseite von „Deine Stimme gegen Armut“, einer entwicklungspolitischen NGO-Kampagne, für die ich arbeite, die magische Grenze von 5.000 Fans durchbrochen, eine für deutsche NGO-Seiten sehr hoher Wert.

Seit geraumer Zeit posten wir auf dieser Fan-Seite sehr bewusst und regelmäßig Links, Bilder und Statusupdates. Abseits von konkreten Aktionen gibt es kaum einen anderen Weg für NGO-Kampagnen, schneller neue Unterstützer zu gewinnen bzw. Aufmerksamkeit zu erzeugen.  Die Reaktionen der „Fans“ auf Postings, also ein Klick auf „Gefällt mir“ oder das Schreiben eines Kommentars (beides zusammen „Interaktion“ genannt), wird auf deren Pinnwand angezeigt – und so wiederum von deren Freunden in den Neuigkeiten gelesen. Werden diese neugierig, was ihr „Freund“ gut findet, schauen sie nach und werden im besten Fall selber „Fan“ der Kampagne.

Um diesen viralen Effekt zu optimieren, habe ich mir angeschaut, welche Art von Posting zu welcher Zeit die meisten Interaktionen hervorbringt. Bereits bei der re:campaign-Konferenz wurde die Frage „Was funktioniert bei Online-Kampagnen“ aufgeworfen.  Für die Frage der Facebook-Fanseiten ist das Ergebnis ist ziemlich eindeutig: Willst Du viele Interaktionen erreichen, dann poste donnerstags oder freitags um die Mittagszeit oder am frühen Abend ein Bild. Die Ergebnisse im Detail:

Diese Art von Postings funktionieren

Bilder werden am häufigsten gut gefunden (siehe Grafik oben). Kein Wunder, denn ein Bild ist ein optischer Reiz, der direkt in den „Neuigkeiten“ der Fans ins Auge springt.  Textupdates auf der Fanseite werden am häufigsten kommentiert. Meine Vermutung ist, dass ein provokanter Text oder eine Frage entweder zur Reaktion herausfordert oder schlicht und einfach zeigt, dass hinter der Fanseite Menschen stehen, die Dialog mit den Fans wollen. Richten Seitenbetreiber „Veranstaltungen“ ein, sollten sie sich nicht zu viele Reaktionen erhoffen.

Um wieviel Uhr soll ich teilen?

Zwischen 10 und 14 Uhr, also vor und nach der Mittagspause und zwischen 17 und 21 Uhr, also nach Feierabend, finden die meisten Interaktionen statt (siehe Grafik rechts). Die Gründe liegen auf der Hand: In diesen Zeiten haben die meisten User Zeit, mal bei FB reinzuschauen. Wenn dann der Beitrag der NGO-Kampagne gepostet wird, erscheint er direkt oben auf der Neuigkeiten-Seite der Fans, direkt im Blickfeld.

Welche Wochentage versprechen Interaktionen?

Hier zeigt sich ein uneinheitliches Bild:  „Gefällt mir“ heißt es tendenziell gegen Ende der Woche (Donnerstag, Freitag), dagegen wird am Montag und Dienstag am häufigsten kommentiert, übrigens auch am Wochenende. Insgesamt könnte die Datenbasis zu gering sein. Außerdem wurde an den verschiedenen Wochentagen sehr unterschiedlich viel gepostet, zu Wochenbeginn deutlich mehr, dann abnehmend bis Sonntag. Das einzige Sonntags-Posting wurde überdurchschnittlich häufig  kommentiert. Das kann aber Zufall sein, deshalb spare ich mir hier die Grafik.

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SocialBar Berlin

Die diesmalige SocialBar Berlin fand im Rahmen der Social Media Week statt, entsprechend prall gefüllt war das taz Cafe. Vorträge gab es zu „Haiti – unter Perspektive sozialer Medien“, „Case Study: Online and Offline Organizing / Issue and Electoral Campaigning“ und ich habe eine Präsentation zu „Online Fundraising: Trends, Tendenzen und Potentiale“ gehalten.

Diese Präsentation kann hier heruntergeladen werden. Kommentare erwünscht!

Social Media und entwicklungspolitische NGOs

Screenshot Vortrag Socialbar BerlinKeinem ist aufgefallen, dass sich der Titel meines gestrigen Vortrags bei der Socialbar in Berlin lustig reimte: „Twitter, Facebook und Co. im Einsatz bei entwicklungspolitischen NGOs“. Zugegeben, ist ja auch ein bißchen dämlich und mir selbst erst im Nachhinein aufgefallen. Nichtsdestotrotz, hier die Folien meiner Präsentation zum Download.

Ich habe versucht einen abwägenden Blick auf die Web 2.0-Nutzung von Hilfsorganisationen zu werfen und in sofern eine Lanze für die NGOs zu brechen als dass sie sich eben nicht blind auf jede neue technische Möglichkeit stürzen, sondern sorgfältig abwägen. Ohne allerdings auf den Einsatz ganz zu verzichten. Bin gespannt, wie die Diskussion beim Socialcamp weitergeht. Herzlichen Dank an dieser Stelle nochmals an das Socialbar-Team Robert, Sophie, Tobias und all die anderen und herzlichen Glückwunsch zum 1. Geburtstag.

Socialcamp09 bittet zur Anmeldung

Im letzten Jahr fand in Berlin das erste Socialcamp statt (siehe unseren Bericht). Die Idee dahinter ist Mitarbeiter von NGOs mit erfahrenen Online-Experten zusammenzubringen. Dabei soll ein Austausch über die Erfordernisse und Möglichkeiten der (Online-)Kommunikationsstrategie von NGOs erfolgen. Folgende Fragen sollen dabei u.a. diskutiert werden: Welche Entwicklungen im Internet sind für die Arbeit von NGO von Interesse? Wie können NGO erfolgreich im Internet agieren? Welche Veränderungen bringt das Internet für die strategische Ausrichtung von NGO mit sich?

Beim ersten Socialcamp fanden sich damals viele Online-Experten ein, aber leider wenig NGO-Vertreter. Es wäre mehr als nur wünschenswert, wenn sich dies beim zweiten Mal ändern würde. NGOs sollten das Socialcamp als Chance verstehen sich auf dem (möglicherweise) unübersichtlichen Terrain der Onlinemöglichkeiten und dem Web2.0 einen Überblick zu verschaffen, Experten kennenzulernen und praktische Tipps zu erhalten. Ein Ausprobieren vieler spannender Tools ist meist ebenfalls vor Ort möglich. Gleichzeitig möchten wir an dieser Stelle auch nochmal an die Organisatoren appellieren NGOs vielleicht noch direkter anzusprechen und einzuladen. Nur wenn beide ‚Seiten‘ gleichmässig stark vertreten sind, wird das Socialcamp einen wirklichen Mehrwert für alle TeilnehmerInnen schaffen.

Das Socialcamp09 findet am 3. und 4. Oktober im SelfHub in Berlin-Kreuzberg statt. Die Teilnahme ist kostenlos, eine aktive Mitarbeit wird erwartet. Speisen und Getränke sind meist gegen einen Kostenbeitrag erhältlich. Die Anmeldung erfolgt über socialcamp-berlin.de – eine schnelle Anmeldung sollte auf Grund der begrenzten Plätze erfolgen. Für Vertreter von NGOs gibt es zusätzliche Teilnehmerplätze. Wir wünschen viel Spaß und ein erfolgreiches Wochenende!

Socialbar: Expertentalk und Lerneffekte

Socialbar
Am Dienstag war wieder Socialbar im tazcafé und ich seit längerem mal wieder dabei. Schön zu sehen, dass das Interesse nach wie vor da ist. Mir scheint, da wächst was. Echte NGOler waren zwar immer noch nicht so richtig viele da, aber dafür ein paar NPOler (böse, wer vermutet, dass all diejenigen, deren (Online-)Projekte nichts abwerfen, sich als Non-Profit-Organisation verstehen). Die Referate waren dieses Mal durchwachsen:

Easy to use? LXDEMario Behling hat über „neue Projekte aus globalen Cloud-Community“ berichtet. Auch nach seinem Vortrag, den den Moritz Adler treffend als „werblich“ betwitterte, ist mir (und wohl nicht nur mir) nicht so ganz klar geworden, welchen Nutzen Organisationen aus der vorgestellten grafischen Arbeitsoberfläche LXDE ziehen sollen. Klar, es ist kostenlos, offen und schnell – aber Software ist m. E. nicht das zentrale Problem von Organisationen im gemeinnützigen Sektor, vielmehr die Frage, wie man Menschen Technologien näher bringen und diese möglichst barrierefrei (vulgo: einfach) gestalten kann. Diesen Aspekt streifte Mario nur am Rande.

Den Nutzen von Blogs für NPO im lokalen Bereich hat Hauptstadtblogger Günter Bartsch vorgestellt. Seine PPT-Folien waren hübsch und das Thema ganz interessant (Blogs als Konkurrenz und Gegenöffentlichkeit in Regionen, in denen etablierte Printmedien die Berichterstattung monopolisieren). Die Argumente fand ich allerdings ein bißchen einseitig positiv bis dünne – da ist die Debatte schon etwas weiter: Brigitte Reiser hat kürzlich anschaulich dargelegt, warum sich gemeinnützige Organisation gerade nicht blindlings auf alle Web 2.0-Möglichkeiten stürzen.

Spannend fand ich die kurze Präsentation von SocialBlogger und „Special Guest aus Hamburg“ Ole Seidenberg, der derzeit mit einer kleinen, spontanen Spendenaktion für den Obdachlosen Uwe für einigen Wirbel sorgt und bis dato schon 250 Euro gesammelt hat.

Die Aktion selbst ist absolut ehrenswert, auch wenn wir kritisiert haben, dass es fragwürdig ist, Einzelschicksale herauszugreifen und noch zu ergänzen wäre, dass – sollte das Beispiel Schule machen – nicht nur sozialstaatliche Pflichtaufgaben substituiert werden, sondern auch die Schicksale immer dramatischer werden müssen, um aufzufallen.

Spannend an Oles Projekt ist aber, dass sich hier im Kleinen idealtypisch die Merkmale solcher Online-Aktionen zeigen, auf die sich alle einstellen müssen, die mit gemeinnützigen Web 2.0-Aktionen online gehen, eben auch gemeinnützige Organisationen:

  • Kurzfristig schafft man enorme Aufmerksamkeit und Traffic: Ole sprach von einem Besucherzuwachs von 500 Prozent.
  • Man muss Ressourcen einplanen: Kommentare wollen beantwortet werden, Spender Dankesmails bekommen und über den Fortgang des Projekts informiert werden.
  • Man muss kritikfähig sein: Ole musste ziemlich schnell kritische Kommentare beantworten („Deine Hilfe wirklich in Ehren, aber wäre es nicht zuerst sinnvoll Sozialhilfe für Uwe zu beantragen?“), das bedeutet…
  • …man muss Kontrolle über die Debatte und Deutungshoheit abgeben – für Organisationen mit einem klaren Leitbild nicht immer einfach.

Anschliend hatte ich noch anregende Gespräche mit zwei entwicklungspolitischen Journalisten, unter anderem mit Klaus Boldt, dem Macher von epo.de. Das hat mich darin bestärkt, dass Social Media und Web 2.0 demnächst tatsächlich auch bei entwicklungspolitischen NGOs ankommen. Für das Socialcamp 2009, das am 3./4. Oktober wieder in Berlin stattfindet, kann das nur eine Bereicherung bedeuten.

Verknüpfung von On- und Offline Aktionen

Die richtige Verknüpfung von On- und Offline-Aktivitäten ist für Kampagnenmanager eine der größten aktuellen Herausforderungen. Schliesslich werden Kampagnen heutzutage selten allein auf der Straße oder ausschließlich im Internet gewonnen – auch wenn es natürlich einige (erfolgreiche) Ausnahmen gibt.

Die aktuelle Eil-Aktion von erlassjahr.de gibt mir die Möglichkeit einige grundsätzliche Überlegungen zu der notwendigen Verknüpfung von On- und Offlinemedien zu erläutern:

Ausgangspunkt: erlassjahr.de ist ein entwicklungspolitisches Bündnis, welches dagegen protestiert, dass untragbar hohe Schulden in vielen Ländern des Südens wichtige Investitionen in Gesundheit, Bildung und Infrastruktur unmöglich machen. erlassjahr.de setzt sich dafür ein, dass über Schuldenerlasse und Schuldenumwandlungen mehr Geld für die Unterstützung der Ärmsten in den eigenen Ländern zur Verfügung steht.

Problemstellung: Die derzeitige Finanzkrise sowie die stark gestiegenen Nahrungsmittel- und Rohstoffpreise haben insbesondere in Import-Abhängigen Entwicklungs- und Schwellenländern dazu geführt, dass der Schuldenstand dieser Länder deutlich ansteigt. Es steht zu befürchten, dass einige Länder in naher Zukunft daher (wieder) den Zustand der Zahlungsunfähigkeit erreichen. In der Vergangenheit hat die internationale Staatengemeinschaft sowie Institutionen wie Weltbank oder IWF auf solche Situationen meist ad hoc und nach politischem Gutdünken reagiert. Sprich: der Gläubiger selbst hat entschieden wie mit den Schulden zu verfahren ist. erlassjahr.de hingegen fordert, dass im Falle der (drohenden) Zahlungsunfähigkeit eines Staates ein internationales Insolvenzverfahren angewendet wird. Dabei soll ein unabhängiges Schiedsgericht über die Ansprüche aller Gläubiger urteilen. Nur so kann ein faires Urteil gefällt werden, welches dem überschuldeten Land eine langfristige Perspektive bietet. Das ist übrigens in der Privatwirtschaft nicht anders: auch dort entscheidet ein unabhängiger Richter über die Insolvenz und wie die Gläubiger und ihre vergebenen Kredite zu bedienen sind. Weiterlesen