Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) hat heute den ersten „Internationale Tag der freien Meinungsäußerung im Internet“ ausgerufen. Surfer können 24 Stunden lang symbolisch an neun Orten der Welt gegen Zensur im Internet demonstrieren, an denen sonst keine freie Meinungsäußerung möglich ist. Zur Wahl stehen virtuelle Nachbauten des Tiananmen Platzes in Peking, des Revolutionsplatzes in Kuba oder die Straßen von Rangun in Burma.
Die Aktion sei eine Antwort auf die wachsende Tendenz Blogger zu verfolgen und unliebsame Webseiten zu schließen. Nach Angaben von „Reporter ohne Grenzen“ sitzen derzeit mindestens 62 Cyber-Dissidenten weltweit in Haft. Gleichzeitig wurden im vergangenen Jahr mehr als 2.600 Webseiten, Blogs oder Foren geschlossen.
Die Idee von ROG ist gut, die Umsetzung von saatchi & saatchi ist gelungen. Schade, dass die Aktion nur 24 Stunden dauert. So dürften sich die Zahlen der Demonstranten von rund 1.000 bis 6.000 pro Land nach Hälfte der Demo-Dauer kaum erhöhen. Dauerhaft die Demos angucken hat auch geringen Unterhaltungswert: Fünf Slogans pro Land stehen zur Auswahl.
Und was bleibt am Schluß? Werden die jeweiligen Regime vor dem Online-Protest einknicken? „Es bleibt ein Kampf mit den falschen Mitteln“, kommentiert Sören Kittel auf WELT ONLINE. Ähnlich kritisch sehen es Kommentare auf heise.de: „Sowas muss man in der Öffentlichkeit machen, sonst kann man ‚echte‘ Demonstrationen auch im eigenen Garten abhalten.“
Übrigens: In einem 81 Seiten starken Handbuch für Blogger gibt ROG Tipps, was ein gutes Blog ausmacht, wie es von Suchmaschinen gefunden wird und wie Zensurmaßnahmen begegnet werden kann.